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Die wichtigsten Chancenmärkte der österreichischen Hotellerie

Mag. Thomas Askan Vierich / © Alexander Grübling

 

Zukunftsimpuls Mai 2017

Nachhaltigkeit ist anstrengend, aber machbar

Von Thomas Askan Vierich, Chefredakteur der Österreichischen Gastronomie- und Hotelzeitung ÖGZ

 

2017 ist das Jahr des nachhaltigen Tourismus. Offiziell von der UNO ausgerufen.
Das reißt Sie jetzt nicht sofort vom Sessel?
Dann geht es Ihnen wie den meisten Menschen. Beim Thema Nachhaltigkeit oder CSR (Corporate Social Responsibility) nicken wir betroffen – und winken innerlich ab. Ja, eh, wir möchten alle gerne nachhaltig sein, einen kleineren ökologischen Fußabdruck hinterlassen und den Weltuntergang ein bisschen hinausschieben. Nur: Anders ist bequemer. Mit dem Auto statt den Öffis oder dem Fahrrad ins Büro. Doch lieber das günstigere Angebot kaufen als das bio-zertifizierte. Für Regionalität sind wir eh alle, aber am Frühstücksbüffet greifen wir dann doch zu den leuchtend roten Erdbeeren – mitten im Winter. Man gönnt sich ja sonst nichts. Und das schlechte Gewissen geht schnell vorüber.

Essen aus Müll?

Kürzlich war ich beim „Tourissimus“, dem Förderpreis für Tourismusforschung. Da wurde auch ein Preis für „nachhaltigen Tourismus“ vergeben. Und Tobias Judmaier berichtete von seiner offenbar bahnbrechenden Idee mit Müll zu kochen. Seine Firma bzw. sein Projekt heißt „iss mich“. Er verkocht ausschließlich „nicht normgerechtes Gemüse“, das ansonsten im Müll landen würde. Angefangen hat er 2012 mit dem öffentlichen Zubereiten von originalverpackten Lebensmitteln, die er aus den Abfalltonnen von Supermärkten in Salzburg „gesammelt“ hatte. Daraus wurde die Kochshow „Wastecooking“. Dann gründete er einen Supermarkt für abgelaufenes Essen. Heute kooperiert er mit der Landwirtschaft und hilft ihr bei der Abfallvermeidung. Denn dort werden unglaubliche Mengen weggeworfen, weil sie nicht „normgerecht“ sind und deswegen vom Handel abgelehnt werden. Für sein neuestes Cateringkonzept rext er nicht normgerechtes Gemüse ein und liefert es in Pfandgläsern mit dem Fahrrad in Wien aus. Damit schafft er auch noch in Kooperation mit ProMente Arbeitsplätze für Menschen mit erschwerten Zugang zum Arbeitsmarkt. Mehr Nachhaltigkeit und CSR geht nicht!
Das Essen, das er uns nach der Verleihung des Tourissimus serviert hat, hat mir trotzdem nicht geschmeckt. Ich bekam die Assoziation „Ich esse Müll“ nicht aus dem Kopf. Sorry, der Mensch ist schwach.

Und dann ausgerechnet Nachhaltigkeit im Urlaub? Wenn wir endlich mal Fünfe grade sein lassen wollen? Oder auf der Geschäftsreise – wenn wir nach anstrengenden Verkaufsgesprächen oder Konferenzen endlich mal abspannen wollen? Muss uns als Gast wirklich interessieren, wie das Hotel seinen Pool beheizt? Einen beheizten Pool hätten wir auf alle Fälle gerne, eh klar.
Aber den Hotelier interessiert es, wie er seinen Pool heizt. Oder ob er sich überhaupt einen Pool leisten soll. Denn das kostet alles Geld, viel Geld. Energiekosten sparen durch nachhaltiges Wirtschaften ist nicht die schlechteste Idee in Zeiten schrumpfender Gewinnmargen. Und wenn man sich damit noch positionieren kann, umso besser.

Grünes Hotel

In Salzburg Maxglan versucht ein 3-Sternehaus einen nachhaltigen Ansatz durchzuziehen, inklusive Nachhaltigkeitsbericht, Pelletsheizung, wassersparenden Armaturen, Photovoltaik auf dem Dach, Mülltrennung und Bio-Frühstück. „Wir machen das aus innerer Überzeugung“, sagt Georg Maier, Hotelier in dritter Generation im „Grünen“ Hotel zur Post mit 42 Zimmern. „Ob deswegen die Gäste zu uns kommen, kann ich gar nicht sagen. Wegen des Bio-Frühstücks ganz bestimmt. Konventionell oder Bio – das ist für viele schon ein Argument.“ Wegen der Ökologie höhere Preise zu verlangen, ginge nur ganz schwer. „Wir machen das, weil es uns Spaß macht und weil es eine bessere Stimmung ins Haus bringt.“
Maier zieht das bis ins Detail durch: Am Frühstücksbüffet gibt es nichts Abgepacktes mehr, im Haus werden natürlich LED- und Energiesparlampen eingesetzt, an der Rezeption steht eine Schüssel mit Holzpellets zum Anfassen, auf den Zimmern hängt ein gerahmter Din-A4-Zettel, der erklärt, was sie sonst noch für die Umwelt tun. Gäste, die öffentlich anreisen, bekommen 10% Rabatt. In der Lobby hängt ein Bildschirm, auf dem via Qando zu erkennen ist, wann der nächste Bus der drei Linien, die am Hotel vorbeiführen, fährt. „Das hat außer uns, glaube ich, kein einziger Betrieb in Salzburg“, sagt Maier. Er verkauft auch die Bustickets gleich mit. Ohne Aufschlag, natürlich. Manchmal schenkt er sie auch her. 10.000 Tickets gehen da pro Jahr über den Tresen.

Das Angebot, mit einem E-Auto zu fahren, gibt es auch. Das fragt nur leider kaum einer nach. Maier weiß selbst nicht, woran es liegt: Sind den Gästen 55 Euro Leihgebühr für einen Tagesausflug ins Umland mit einem i3 BMW zu teuer? Oder trauen sie dem Auto nicht zu, dass die Batterie auch für die Rückfahrt hält? Auch der Radverleih mit konventionellen Rädern und E-Bikes läuft nicht wirklich. Salzburg ist einfach keine Radlerstadt...
Maier ist trotzdem zufrieden. Kürzlich hat er eine Beratung vom Umweltservice des Landes angenommen. Da erzählte ein Fachmann von nachhaltigen Möglichkeiten bei Energie, Mobilität und vielem anderen. „Da war wenig dabei, was wir nicht schon machen“, sagt Maier und lacht. Er ist Mitglied bei den Sleep Green Hotels, bei Bio-Hotels und sein Hotel trägt das österreichische Umweltzeichen. Alles wichtig fürs Marketing.
Dann erzählt er von seinem neuen Lehrling. Eine junge Dame mit Matura, die im Rollstuhl sitzt. Die wollte unbedingt im Hotel zur Post arbeiten, weil es dort barrierefreie Zimmer gibt und vieles mehr für ihre besonderen Ansprüche. „Das funktioniert ganz wunderbar“, sagt Georg Maier. Und ist spürbar ein kleines bisschen stolz.

Nachhaltigkeit wird nachgefragt

„Ob Bienen auf dem Hoteldach, die Photovoltaikanlage oder ein Frühstück aus regionalen Zutaten – der Blick in die Bewertungen der grünen Hotels zeigt, dass umweltfreundliche Maßnahmen in der Unterkunft von den Gästen wahrgenommen und geschätzt werden“, sagt Susanne Nguyen, Presseverantwortliche bei TripAdvisor. 2014 gab bei Tripadvisor mehr als ein Viertel (27%) der deutschsprachigen Reisenden an, umweltfreundlich zu reisen. Ende 2015 benennt schon fast jeder zweite grüne Aspekte als Einflussfaktoren bei einer Hotelbuchung.
„Das leidenschaftlich grüne Hotel in Salzburg“, wirbt Maier auf seiner Homepage. „Alles bestens! Ein unterstützungswürdiges Ökohotel“, hinterließ jüngst ein zufriedener Gast auf booking.com. Bei Tripadvisor bekommt das Hotel den Platinstatus als „Öko-Spitzenreiter“ und es wird alles aufgezählt, was hier öko ist: Von den Energiesparmaßnahmen bis zur Wiederverwertung von Abfällen, von wassersparenden Duschköpfen, Öko-Möbeln bis zu lokal produzierten Toilettenartikeln und einer Ladestation für E-Autos.

„Wir wählten das Hotel zur Post aufgrund des veganen Frühstück-Angebots und wurden nicht enttäuscht“, hinterließ eine Familie aus Deutschland im April auf TripAdvisor. „Die Bushaltestelle befindet sich direkt vor dem Haus. Fahrkarten zum ermäßigten Preis bekommt man an der Hotelrezeption: toller Service! Überhaupt ist das Personal in allen Bereichen sehr sehr herzlich und rundet das Angebot gemütlicher, großzügiger Zimmer inkl. einem reichlichen Frühstück mit attraktiver Bio-Auswahl ab“, schrieb eine Geschäftsreisende.

Na bitte, geht doch!

 

 

 

 

 

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